Non Fungible Tokens | Was bedeutet der NFT-Trend für die Immobilienwelt?

Non Fungible Tokens | Was bedeutet der NFT-Trend für die Immobilienwelt?

How to Real Estate Podcast #20

Kaum eine andere Abkürzung ist aktuell so in aller Munde wie «NFT». Was genau sind diese sogenannten Non-Fungible Tokens? Was ist der Unterschied zwischen NFT, Blockchain und Kryptowährungen? Wie gross ist das Potential von NFTs – und was genau bedeutet es für die Immobilien-Welt? Darum geht es in dieser Folge von How To Real Estate.

Die Massenadaption dieser Technologie steht uns erst noch bevor. Das Potential ist gigantisch – auch für den Immobilienbereich.

Robert PlantakCEO Crowdhouse

Wir stehen vor einem Quantensprung – vergleichbar mit dem Einzug des kommerziellen Internets oder dem Aufkommen der Smartphones.

Michael MeierDirector Marketing & Communications

Hinweis: Sie können den Podcast hören (dazu bitte einfach oben klicken) oder das ganze Gespräch hier nachlesen.

Michael Meier: Guten Morgen und herzlich willkommen beim „How to Real Estate“-Podcast. Mein Name ist Michael Meier und wie immer mit dabei mein Gesprächspartner Robert Plantak, der CEO von Crowdhouse. Guten Morgen.

Robert Plantak: Guten Morgen Michael.

Michael Meier: Schon in der letzten Episode haben wir das Thema NFTs und Immobilien angeschnitten. Heute möchten wir unser Versprechen einlösen und näher auf das Thema eingehen. Ich freue mich sehr auf diese Episode und hoffe, dass wir vieles erklären können. Vielleicht machen wir es auch schlimmer und stiften mehr Verwirrung. 

Eine neue Folge des „How to Real Estate“-Podcasts können Sie jede Woche auf YouTube, Spotify und auf allen anderen Podcast-Kanälen finden. 

Michael Meier: Robert, du hast in der letzten Woche eine kurze Einführung darüber gegeben, was ein NFT ist. Falls Sie die Folge verpasst haben, dann empfehle ich Ihnen Episode #19, in der wir das Thema in den letzten 5 Minuten anschneiden. Robert, vielleicht kannst du nochmal versuchen, das Thema kurz und prägnant zu erläutern, für die Personen, die neu dabei sind. Das Wort bzw. die Abkürzung NFT hört man ja immer wieder und ich glaube, viele Leute wissen nicht, was dies ist oder können sich wenig darunter vorstellen. Könntest du einen kurzen Überblick geben, was ein NFT ist?

Robert Plantak: NFT ist ein Akronym und bedeutet: „Non-Fungible Token“. „Token“  stammt aus dem Bereich der Blockchains bzw. der Kryptowährungen, „Non-Fungible“ steht für „nicht reproduzierbar“. Soviel zur Begrifflichkeit selbst – es bedeutet schlussendlich, dass man digitale Assets bzw. Güter schützen möchte. 

Ich veranschauliche die Thematik immer gerne am Beispiel eines Künstlers. Der Künstler erstellt auf seiner Leinwand ein Kunstwerk und signiert dieses zum Schluss. Die Originalität des Gemäldes, welches er mit seiner Unterschrift versehen hat, ist somit unverkennbar. Alle Abzüge von seinem Original sind nur Kopien und dementsprechend nicht wirklich wertvoll. 

Doch was ist, wenn das Kunstwerk nicht auf einer Leinwand erstellt wird, sondern auf einem Computer und somit komplett digital? In diesem Fall arbeitet man nicht mehr mit einem Pinsel, sondern mit Pixeln. Sobald das Bild (oder Kunstwerk in einem anderen Format) im Internet landet, ist es als Künstler relativ schwer, die Urheberrechte zu schützen. Es kann millionen- oder auch milliardenfach kopiert werden. Schlussendlich kann man nicht zu 100% bestimmen, welche JPEG-Datei wirklich das erstellte Original vom Künstler ist.

Seit ca. 2017 gibt es nun die Möglichkeit, digitale Kunst zu schützen. Hierzu zählen natürlich nicht nur Bilder, sondern zum Beispiel auch Tonaufnahmen wie unser Podcast. Um digitale Kunst zu schützen, „mintet“ man sie. Das heisst, man packt die digitale Datei auf eine Blockchain. Somit validiert man sie und stellt sicher, dass diese digitale Datei beziehungsweise der Schlüssel dafür im eigenen Wallet ist. So ist man dann die einzige Person, die darüber verfügt. 

Ein anderes Beispiel, welches für die meisten eventuell greifbarer ist, wäre der Fotograf. Heutzutage reden wir ausschliesslich von digitaler Fotografie, somit gibt es in den wenigsten Fällen einen physischen Abzug. Nehmen wir an, man macht mit einer digitalen Kamera ein wunderschönes Portrait von einer bekannten Persönlichkeit. Als berühmter Fotograf möchtest du dein Bild nun verkaufen, um damit Geld zu verdienen. Früher bzw. vor den NFTs gab es dafür diverse zentralisierte Möglichkeiten, wie die Zusammenarbeit mit Agenturen oder Brokern, welche die Kunstwerke dann an Interessierte verkauften.

Heute braucht man diese nicht mehr. Wenn man ein Foto zu einem NFT mintet, kann man es relativ einfach selbst verkaufen. Es werden keine zentralen Instanzen benötigt, sondern man kann gängige Plattformen wie OpenSea und Wearable für den Verkauf nutzen. Wird das Bild gekauft, erhältt man als Künstler einen Ertrag in Form von Kryptowährung – in den meisten Fällen ist dies heutzutage Ethereum. Das bedeutet, man wurde für seine Arbeit entschädigt und das Original wandert vom Wallet des Künstlers in das Wallet des Erwerbers. Der neue Erwerber verfügt so nicht nur über die Bildrechte, sondern besitzt und verfügt auch über die tatsächliche Quelldatei. Somit minimiert sich für ihn ebenfalls die Gefahr, dass das Bild millionen- und milliardenfach ohne seine Einwilligung kopiert wird. 

Michael Meier: Okay. Ein anderes Beispiel, welches ich sehr gut kenne, kommt aus dem Bereich Musik. Angenommen ich mache selber Musik und habe ein Lied geschrieben. Bislang konnte ich mein Copyright über eine Agentur regeln. Diese Agentur nennt sich in der Schweiz SUISA. Dazu muss ich der Agentur entweder die Audiodatei oder meine Noten und den Text einsenden. Anschliessend wurde mir dann bestätigt, dass ich das Urheberrecht habe. Jedes Mal, wenn das Lied gespielt wird, erhalte ich dafür Lizenzgebühren. 

Robert Plantak: Wenn die SUISA mitbekommt, dass es gespielt wird. 

Michael Meier: Genau. Also hauptsächlich, wenn es im Radio gespielt wird. Die SUISA ist da eigentlich relativ genau. Jetzt meine Frage an dich: Was ist denn mein Vorteil als Künstler, wenn ich dies über NFTs machen würde? 

Robert Plantak: Okay. Hierzu bewegen wir uns gedanklich weg von der SUISA und schauen uns Spotify genauer an. Stell dir vor, sobald du alles mit der SUISA geregelt hast, gibt es im Ausland sehr wahrscheinlich ein Pendant dazu, das mit der SUISA zusammenarbeitet. 

Wenn dein Lied nun auf Spotify läuft, möchtest du natürlich pro Zuhörer Geld verdienen. Das bedeutet aber in diesem Fall, dass du sowohl der SUISA als auch dem internationalen Partner und Spotify einen Anteil bezahlen musst. 

Angenommen, es gebe eine Plattform wie Spotify, jedoch mit dem Unterschied, dass sie mit NFTs anstelle mit der SUISA arbeitet. Du mintest also deinen Song inklusive allem, was dazu gehört (z. B. Noten, Musikvideo – hier sind dir keine Grenzen gesetzt) in ein NFT und stellst es auf die Plattform („NFT Spotify“). 

Neben der Tatsache, dass ein NFT ein Token ist, fungiert es auch als ein Smart Contract. Somit kannst du gemeinsam mit der Plattform bestimmen, welchen Anteil jede Partei für einen Song erhält. Das nennt man dann Royalties oder auf Deutsch Lizenzerträge.

Mit dem Smart Contract kannst du beispielsweise automatisch programmieren, dass du als Künstler 80% der Erträge erhältst und die Plattform 20%. Das bedeutet, der gesamte Prozess wird automatisiert und die Erträge werden direkt auf dein Krypto-Wallet eingezahlt. Es gibt also kein Inkasso und keine SUISA, die kontrolliert, wer dein Lied gehört hat, sondern das macht die Blockchain automatisch. 

Für den Zuhörer bedeutet das, dass er sein Krypto-Wallet mit dem „NFT Spotify“ verknüpft und nicht mehr wie vorher eine Abogebühr an Spotify zahlt. Jedesmal, wenn er nun ein Lied von dir anhört, zieht es ihm automatisch einige Rappen von der benutzten Kryptowährung ab. Diese werden dann entsprechend der zuvor bestimmten Anteile automatisch aufgeteilt und an den Künstler wie auch die Plattform gesendet.

Du bist somit völlig gelöst von den zentralen Gremien, Organisationen etc. Dein Kunstwerk gehört dir. Du hast dein NFT auch nicht verkauft, sondern hast es mit Royalties und einem Smart Contract belegt. 

Das ist spannend für alle Künstler – nicht nur für sogenannte Independent-Künstler, welche kein grosses Label haben, bei denen natürlich die Eintrittsschwelle massiv reduziert ist. Ein Song zu minten wird dich heute wahrscheinlich $200 in ETH (Ethereum) kosten. Theoretisch ist man auch nicht nur auf eine Plattform angewiesen, sondern kann den Song selber im Internet vermarkten. Somit hat man sehr viele Freiheiten, weshalb es sehr, sehr spannend ist.

Michael Meier: Wenn man das so hört, dann kann man eigentlich mit Sicherheit sagen, dass sich die existierenden Plattformen für Musik-, Bild- und Video-Distribution wie Spotify, YouTube, Instagram etc. diesem Thema widmen werden. Ist davon auszugehen?

Robert Plantak: Absolut. Ich habe das Gefühl, dass es immer sehr viel Zeit braucht, bis dann wirklich eine Massenadaption stattfindet. Es wird nicht von heute auf morgen passieren, dass alle ein Wallet haben und verstehen, wie Kryptos funktionieren.

Spotify in seiner heutigen Form hat sicherlich noch eine 5–10-jährige Daseinsberechtigung. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob sich NFTs auch wirklich durchsetzen werden. Gesetzt diesem Fall müsste Spotify sie adaptieren. Wenn nicht, würde es eine andere Plattform tun – ein ganz normaler Produktlebenszyklus. 

Bevor ich deine Frage beantworte, würde ich gerne noch etwas erwähnen: Publiziert man ein Video auf YouTube, dann besitzt man das Video nicht. Es gehört faktisch dem Konzern Alphabet. Und wenn YouTube das Video von seiner Plattform nehmen möchte, können sie das einfach tun. 

Wenn man nun ein Video als NFT mintet, dann ist es sozusagen “immutable”, also unveränderlich, womit man einen gewissen Zensur-Schutz erhält. Diesen kann man nicht einfach von der Blockchain entfernen, es sei denn, du änderst etwas am NFT. Das ist auch nochmal ein interessanter Fakt. 

Somit gibt es keine zentrale Organisation mehr, welche die Moderation übernimmt und entscheidet, was richtig und falsch ist oder auch ein Lied einfach von der Plattform nehmen kann. Dafür bräuchten sie derzeit nicht einmal deine Erlaubnis: Wenn YouTube dein Werk von seiner Plattform nehmen will, kannst du nichts dagegen tun. Es gibt auch niemanden, bei dem du dich beschweren kannst und hast auch keinerlei Rechte dazu, denn: du besitzt weder deinen Song noch deine Abonnenten oder deine Zuhörer. YouTube alleine entscheidet, was damit geschieht. 

Im NFT-System ist dies ganz anders: Du besitzt deinen Song, was in diesem Fall natürlich sehr wichtig ist. 

Jetzt aber zu deiner Frage. Zurzeit befassen sich Instagram, Facebook etc. damit, wie sie NFTs auf ihre Plattformen holen können. Twitter hat dies schon vor einer Weile getan, indem beispielsweise ein NFT als Anzeigebild benutzt werden kann. Nach und nach werden andere Plattformen folgen. Nike zum Beispiel hat einen digitalen Schuh als NFT vorgestellt. Ich habe das Gefühl, wir stehen am Anfang eines ganz, ganz grossen Trends. 

Michael Meier: Genau. Zum Stichwort Massenadaption möchte ich auch noch etwas hinzufügen. Viele Experten glauben und der Meinung bin ich auch, dass wir vor einem grossen Quantensprung stehen. 

Dies könnte ein vergleichbarer Sprung wie Ende der 1990er / Anfang der 2000er Jahre werden, in denen das kommerzielle Internet aufkam, oder wie damals mit dem Smartphone. Die Grössenordnung dieses Trends könnte die Gleiche sein.

Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der Internet für den Otto-Normalbürger noch nicht zugänglich war und Smartphones ebenfalls noch nicht auf dem Markt waren. Wenn man darüber nachdenkt, was diese beiden Dinge ausgelöst haben und was man heute alles mit dem Smartphone macht, dann kann ich mir gut vorstellen, dass NFTs in etwa die gleiche Grössenordnung haben könnten. 

Einen ähnlich grossen Sprung hat Social Media gemacht. Viele haben geglaubt, es sei nur ein vorübergehender Trend/Hype. Damals wurde das Gleiche über das Internet, das Smartphone oder über Social Media gesagt. 

Ein Beispiel: Bei Tiktok ist die grösste Wachstumsgruppe die über 40-Jährigen. Liebe Generation Z: Leute wie ich (zwischen 30 und 40) nehmen euch also wieder einmal die Plattform weg. So war es schon mit Instagram und Facebook. Ihr müsst euch zukünftig eine neue Plattform suchen, denn das ist der gängige Lauf der Dinge.

Meiner Meinung nach wird genau das Gleiche mit dieser Technologie und den NFTs geschehen. Das heisst noch lange nicht, dass alle derzeit trendigen NFTs auch wirklich überleben werden. Aber die grosse Bewegung, die grosse Technologie bzw. Richtung, in die wir hier gehen, ist meines Erachtens zweifellos wirklich „the next big thing“.

Robert Plantak: Da stimme ich dir zu 100% zu. Es ist schwierig, über NFTs zu sprechen, ohne auch über die Blockchain-Thematik zu reden. 

Michael Meier: Das wäre meine nächste Frage. Eventuell sollten wir an dieser Stelle die Begrifflichkeiten einmal einordnen. Jeder kennt Blockchain und Kryptowährungen, nun kommt ein neuer Begriff hinzu, NFTs. Wo liegt der Unterschied zwischen diesen Begriffen?

Robert Plantak: Der Unterschied ist, dass es sich um unterschiedliche Formen von Token handelt. Wenn man von Kryptowährungen liest oder hört, geht es in den meisten Fällen um Spekulation oder den Handel mit diesen Währungen. Meine Meinung – und die teile ich mit  vielen Krypto-Enthusiasten – ist, dass das Trading oder die Spekulation mit der Währung für die Technologie völlig irrelevant ist. 

Natürlich zieht das oft die meiste Aufmerksamkeit auf sich, wenn man hört, dass es wieder einen neuen Krypto-Millionär gibt oder der Markt um 50% eingebrochen ist. Das Trading ist völlig irrelevant. Durch die Einführung von Währungen und Geld nicht das Problem gelöst, dass man einen Forex-Handel hat, sondern vielmehr, dass man Güter und Dienstleistungen auf einer neutralen Basis tauschen kann. Das gleiche Potenzial sehe ich bei den Kryptowährungen. Bei den Coins und Tokens geht es in erster Linie nicht um die Spekulation mit diesen. Vielen verteufeln diese als Blase und da stimme ich auch zu. Sicherlich gibt es von den 17’000 Coins garantiert viele, die in 5 oder sogar schon in 3 Jahren nicht mehr existieren. 

Michael Meier: Genau wie bei den NFTs momentan.

Robert Plantak: Absolut. 

Michael Meier: Viele werden vielleicht noch existieren, aber ihr Wert wird auf 0 sinken. 

Robert Plantak: Absolut. Was ich damit sagen möchte ist, dass die ganze Blockchain-Industrie und die NFTs noch in den Kinderschuhen stecken. 

Was du heute in Form von Pixelart siehst wie beispielsweise diese Affen oder Bored Monkeys/Apes usw., ist noch eine sehr primitive und frühe Form zur Etablierung dieses Marktes. 

Wenn du an eine Webseite in den 1990er Jahren denkst und diese mit heutigen Webseiten vergleichst, dann ist das etwas völlig anderes. Heutzutage hast du ein komplett interaktives Erlebnis. Dinge wie zum Beispiel das E-Banking oder Trading spielen sich online ab, was damals noch unvorstellbar war. 

Zurzeit sind wir am gleichen Punkt mit den NFTs. Heute existieren NFTs wie gesagt in Form von Pixelart o. ä. und in 10 Jahren wird es wahrscheinlich unvorstellbar sein, dass ein Lied, Foto oder Video kein NFT ist. Das ist meine Prognose. 

Michael Meier: Okay. Wir haben jetzt viel von Liedern, Fotos und Videos gesprochen. Da wir aber immer noch ein Immobilien-Podcast sind, kommen wir nun zum zweiten Teil, den wir versprochen haben. Das allgemeine Potenzial und die Geschichte der NFTs haben wir kurz umrissen. Aber was ist nun das Potenzial von NFTs, wenn man über sie im Immobilien-Kontext spricht?

Robert Plantak: Kommen wir nochmal zurück zum Thema Blockchain. Wenn man sich Blockchains in ihrer Ursprungsform anschaut und diese versteht, fällt auf, dass Blockchains extrem gut als Ersatz des Grundbuchs geeignet wären. 

Das ist der Wahnsinn. Ich habe das erste Mal im Jahr 2012/ 2013 von Blockchain gehört und schon damals habe ich mir gedacht, dass das Grundbuch hierdurch ersetzt werden könnte. Es wird jedoch wahrscheinlich noch Jahre oder auch Jahrzehnte dauern, bis sich das wirklich durchsetzen wird. 

Und zwar geht es hierbei darum, dass dein Besitz nicht mehr durch eine zentrale Instanz geschützt ist, die dies in einem Buch festhält, sondern dezentral geschützt wird, indem du den Konsens von allen Teilnehmern hast. Diese können dann bestätigen, ob eine Person den Besitz innehat oder nicht – eigentlich ein sehr gutes Instrument. 

Wie gesagt: noch ist das nicht passiert und es wird noch einige Jahre dauern, bis das Grundbuch auf den Blockchains landet. 

Nun aber wieder zurück zum Thema NFT. Für NFTs sehe ich extrem viele Anwendungsmöglichkeiten. Das bedeutet nicht, dass man alle nutzen muss oder sich alle durchsetzen werden – oder dass sich überhaupt eine davon durchsetzt. Rein von der Logik her bietet sich ein NFT jedoch immer dann an, wenn man etwas Digitales schützen möchte oder etwas Schützenswertes bei einer Liegenschaft vorliegt. 

Ein Beispiel: Beim Verkauf einer Liegenschaft trägst du alle Daten, Mietverträge, Grundbuchauszug etc. zusammen. Diese lädst du in einen sogenannten Datenraum und teilst ihn mit Interessenten. 

Rein theoretisch könnte nun jemand dein Inserat nehmen und neue Daten veröffentlichen. Hierzu müsste er alle Daten herunterladen, etwas daran ändern und einen neuen Datenraum erstellen. Dann kann diese Person behaupten, dass seine Daten die „Richtigen“ sind. Nun schaust du dir als Interessent den falschen Datenraum an, wodurch deine Sorgfaltsprüfung auf falschen Informationen und Dokumenten basiert. 

Michael Meier: Oder nicht aktuellen Informationen.

Robert Plantak: Oder nicht aktuell.

Michael Meier: Das ist leider nicht aus der Luft gegriffen. Es geschieht wirklich tagtäglich, dass ein Mieterspiegel vorliegt und man evaluieren muss, welcher dieser 5 Mieterspiegel der jeweils Richtige für die Liegenschaft ist.

Robert Plantak: Korrekt. Das heisst, wenn du nun den ganzen Datenraum zu einem NFT mintest, kann ich auf der Blockchain überprüfen, ob das wirklich der richtige Datenraum ist. Ausserdem habe ich die Möglichkeit zu kontrollieren, ob das die Dokumente sind, die durch den Eigentümer hochgeladen wurden. 

Wenn du beispielsweise etwas Falsches angibst und ich basierend auf diesen falschen Daten eine Sorgfaltsprüfung vornehme, ist es nicht mehr möglich, einfach zu behaupten, dass du mir die Unterlagen nie gesendet hast. 

So einen ähnlichen Vorfall hatten wir bei Crowdhouse. In diesem Fall hat uns der Verkäufer Unterlagen vorenthalten, wodurch bei uns ein Schaden entstanden ist. Der Schaden war nicht immens, aber trotzdem so gross, dass wir ihn mit unserem Rechtsteam beheben mussten. Vor Gericht hat der Verkäufer felsenfest behauptet, dass er uns die Unterlagen gesendet hat. Natürlich haben wir alle E-Mail-Accounts sowie das gesamte Archiv durchsucht, das besagte Dokument war jedoch nie eingegangen. Zusätzlich wurde mir durch alle Mitarbeiter bestätigt, dass sie das Dokument nie erhalten haben. Jedoch hatten wir keinen Beleg dafür. Auch der Verkäufer konnte nicht belegen, was er behauptete. Schlussendlich haben wir vor Gericht zwar gewonnen, aber es war ein aufwändiger Prozess. 

Mal angenommen, es hätte ein NFT existiert. Dann hätte ich dem Gericht problemlos vorlegen können, dass das Dokument in diesem NFT nicht enthalten war. Also stünde keine Aussage gegen unsere Aussage. Der Datenraum würde in diesem Fall als Beweis gelten, wenn er als der einzige, offizielle Datenraum vereinbart wurde. Das wäre eine von den vielen Anwendungsmöglichkeiten von NFTs.

Für eine zweite Möglichkeit gehen wir davon aus, dass du von einem Makler kontaktiert wirst. Du bist ein Kaufinteressent und der Makler behauptet, er habe eine tolle Liegenschaft sowie das Exklusivmandat dafür.

Das höre ich pro Tag etwa 15 Mal und in nur einem dieser Fälle haben sie tatsächlich das Exklusivmandat. Wie kann ich also herausfinden, ob er das Mandat wirklich hat? Ich frage nach, ob er mir eine Kopie des Mandats vorlegen kann, um es zu überprüfen. Warum? Es existieren viele Trittbrettfahrer, welche das Mandat von anderen Maklern benutzen, oder versuchen Häuser zu veräussern, die gar nicht zum Verkauf stehen, um so an ein Maklerhonorar zu gelangen.

Was ist die Idee dahinter? Wenn der Makler einen Interessenten gefunden hat, der den geforderten Preis zahlen würde, dann kontaktiert er den Eigentümer und versucht ihn davon zu überzeugen, das Haus oder die Liegenschaft zu diesem Preis zu verkaufen. Dies verursacht bei uns und den Interessenten einen unendlichen Aufwand, obwohl die Liegenschaft gar nicht zum Verkauf steht, der Makler keinen offiziellen Auftrag des Eigentümers hat oder ein anderer Makler das Mandat besitzt.

Gehen wir davon aus, dass der Makler mich kontaktiert und der exklusive Makler-Vertrag wäre ein NFT, dann könnte ich mir dieses zeigen lassen. Damit kann ich es auf der Blockchain validieren, wo mir sofort angezeigt wird, ob der Makler das Exklusivmandat hat oder nicht, und kann mit meiner Sorgfaltsprüfung beginnen. 

Das ist etwas Geniales und etwas, das wir auf unserer Plattform mit unserem Brokerage as a Service (BaaS) in den nächsten Jahren probieren werden zu implementieren. Denn es ist sehr wichtig, dass ein potenzieller Interessent einer Liegenschaft sich vergewissern kann, dass die Dokumente richtig sind und der Makler wirklich das Mandat hat. Heute ist das für uns noch ein manueller Prozess, aber es wäre absolut wünschenswert, diesen an Blockchain zu delegieren. Somit könnten wir auch das Vertrauenslevel erhöhen. 

Michael Meier: Cool. Man sieht, dass es wirklich eine Vielzahl an wirklich praktikablen Einsatzmöglichkeiten gibt und es nicht nur etwas ist, das aus der Luft gegriffen ist. 

Robert Plantak: Ich hätte noch ein Beispiel, wenn du unbedingt willst.

Michael Meier: Ja, unbedingt.

Robert Plantak: Denk zum Beispiel an Baupläne (Ingenieurpläne etc.). Alle digitalen Dokumente zur Erstellung einer Liegenschaft, die jemals von einem Architekten, Ingenieur oder Bauzeichner etc. angefertigt wurden, liegen irgendwo. Gibst du nun den Auftrag, stellt sich die Frage, wem das Urheberrecht auf diese Pläne gehört. In den meisten Fällen gehört es dem Architekten, wobei die Rechte mit dem Bau abgegolten sind. Hier kannst du dich schützen. Du kannst beispielsweise verlangen, dass alle Dokumente (wie z. B. Elektropläne, Rohrleitungen, Architekturpläne etc.), die zu dieser Liegenschaft angefertigt wurden, in ein NFT gemintet werden. Anschliessend möchte ich, dass das NFT vom Wallet des Ingenieurs oder Architekten in dem Moment in mein Wallet übertragen wird, in dem ich sie entlohnt  habe. 

Wenn du die Liegenschaft irgendwann wieder verkaufst, kannst du dem neuen Käufer sagen, dass du noch die Originalpläne wie auch die Garantie hast. Alle Dokumente sind digital vorhanden und mit dem Kauf der Liegenschaft kann ich dir das NFT mit allen Zeichnungen und Plänen übertragen. Das vereinfacht die Datenpflege für ein Objekt um ein Vielfaches. Ausserdem sind die Daten immer validiert. Somit weisst du, dass es sich um die tatsächlichen Pläne handelt, die der Architekt damals angefertigt hat. 

Das Interessante an der Blockchain ist, dass alle Transaktionen, welche jemals stattgefunden haben, transparent abgebildet werden können. Du siehst den kompletten Verlauf vom Minten der Dokumente durch den Architekten über den Übertrag zum Vorbesitzer bis hin zum Übertrag zu dir. Die Historie ist transparent nachvollziehbar. 

Michael Meier: Absolut. Das sind sehr praktikable Beispiele. Ich würde gerne noch einen Bereich betrachten, der vielleicht weniger praktikabel bzw. eventuell ein bisschen abstrakter ist – Stichwort Metaverse: Einfach erklärt ist Metaverse eine Parallelwelt, die als Statussymbol immer wichtiger wird. Facebook hat den Namen in Meta geändert. Sie planen hierfür auch Arbeitsplätze in Zürich, die sich mit dem Aufbau von Metaverse beschäftigen werden. Was genau versteht man denn unter Metaverse und was ist in diesem Zusammenhang eine mögliche Rolle für ein NFT? Vielleicht kannst du das kurz und knapp erklären.

Robert Plantak: Heutzutage ist es ein Modebegriff, der sehr stark trended. Ich glaube der Begriff Metaverse wurde zum ersten Mal 1992 oder 1993 in einem Roman erwähnt, welcher von einer virtuellen Parallelwelt handelt. Das Buch oder der Film „Ready Player One“ (für die, die den Titel kennen) veranschaulicht, was man unter einem Metaverse verstehen könnte. Jedoch wird es dort natürlich eher dystopisch dargestellt. 

Grundsätzlich geht es darum –  bzw. ist es das, was Facebook darunter versteht –  dass man eine virtuelle Parallelwelt (3D) hat. Zum Beispiel kannst du auch dein Instagram-Profil als eine Art Parallelwelt sehen, da du dich hier nicht unbedingt immer so präsentierst wie du in der Realität bist. Somit ist dies auch eine Version davon.

Michael Meier: Das glaube ich auch. Das Metaverse ist viel, viel näher als wir glauben. Schliesslich haben wir unser Handy immer am Körper. Wenn man sich zum Beispiel überlegt, wie viel Zeit wir damit verbringen. Das hat natürlich Auswirkungen und sogar in manchen Fällen sehr negative, wenn wir uns auf Cybermobbing beziehen. Denn es ist real, dass Personen aufgrund von Beleidigungen auf Plattformen, in der virtuellen Welt, sich in echt das Leben nehmen. 

Robert Plantak: Es ist schlimm, wie extrem diese Beleidigungen sind, wenn man sich anonym hinter einem Nutzernamen verstecken kann.

Michael Meier: Genau. Eine virtuelle Welt oder sogar eine virtuelle 3D-Welt. Jetzt kommen wir wieder zurück zum Thema Immobilien. Eine Nutzungsform, die ich mir vorstellen kann, ist Folgende: Nehmen wir an, ich besitze ein Penthouse in New York. Nun möchte jemand dieses effektiv mieten. Vielleicht gibt es aber auch jemanden, der es toll fände, das Penthouse in der virtuellen Welt zu mieten. Vielleicht ist es cool zu sagen: „Mein virtueller Charakter lebt in einem Penthouse in New York“ und ich bin der Einzige, der diese virtuelle Immobilie mieten kann.

Robert Plantak: Es ist definitiv keine absurde Idee. Es existiert tatsächlich schon, nur, dass es nicht eine Repräsentation einer echten Liegenschaft ist. Es existieren aber schon zwei Plattformen oder Metaverses, die das anbieten. 

Die eine Plattform heisst „Decentraland“. Das ist ein browser-basiertes Spiel, in dem du Land wie auch Häuser kaufen kannst. Diese kann man dort ebenfalls pflegen und entwickeln. Ausserdem sind das alles NFTs, die du dort mit Kryptowährungen kaufen kannst. Eine sehr spannende Sache! Also unbedingt mal anschauen, wenn euch so etwas interessiert. 

Die zweite Plattform heisst „Sandbox“. Das sieht ähnlich aus wie das Spiel „Minecraft“, für die jüngere Generation, die das Spiel kennt. Ich glaube, Snoop Dogg hat erst kürzlich grosse Ländereien in diesem Spiel gekauft. 

Diese Idee ist da und existiert. Du kannst also schon virtuelles Land sowie Immobilien kaufen und ich glaube, es ist sogar möglich, sie zu vermieten. Aber ich muss auch gestehen, dass das eigentlich nicht wirklich neu ist. Im Spiel „Second Life“ war dies alles auch bereits möglich und das war vor 10–15 Jahren. 

Michael Meier: Genau vor 10–15 Jahren gab es auch schon Apps mit virtuellen Aquarien, in denen man virtuelle Fische kaufen konnte und Personen damit Geld verdient haben. Die virtuellen Fische hat man dann in sein virtuelles Aquarium getan. 

Robert Plantak: Der einzige Unterschied ist, dass sie keine NFTs sind. Zwar hast du Geld bezahlt, aber es ist vergleichbar mit sogenannten „In-App-Purchases“ in den Apps. Vielleicht kennen das diejenigen, deren Kinder gerne am iPad spielen. Die Spiele sind zunächst gratis, es können jedoch zusätzlich weitere Spielfiguren oder ähnliches freischaltet werden, wenn man diese kauft. Jedoch sind sie fungibel, was bedeutet, dass sie millionenfach reproduziert werden können. Wären das NFTs, könnte man sich beispielsweise ein Kleidungsstück kaufen, welches nur man selbst besitzt. Das macht es dann wiederum spannender. 

Michael Meier: Ein schönes Schlusswort. Es wird also überall spannend, vor allem dort, wo wie bei Metaverse ein beschränktes Gut in die reale Welt transferiert wird. Von uns wird es irgendwann mit Sicherheit ein neues Update zu NFTs und NFT-Immobilien geben. Danke vielmals für diese Folge, es war sehr spannend! 

Robert Plantak: Danke dir vielmals.

Michael Meier: Bis zum nächsten Mal.

Robert Plantak: Bis zum nächsten Mal, tschüss.

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