Drohende Zinswende | Die richtige Strategie für Rendite-Immobilien

Drohende Zinswende | Die richtige Strategie für Rendite-Immobilien

How to Real Estate Podcast #22

Die US Federal Reserve hat den Leitzins am 26.01. vorerst nicht angehoben – gleichzeitig aber in Aussicht gestellt, dass diese Erhöhungen noch im Jahr 2022 folgen werden. Auch die EZB und die SNB dürften das Drehen an der Zinsschraube langsam aber sicher ins Auge fassen. Wie hängen die Zinspolitik der USA, Europa und Schweiz zusammen? Welchen Einfluss haben Zinsen auf Immobilienpreise und den Immobilienmarkt? Und was ist angesichts dessen die richtige Strategie für Käufer und Verkäufer von Rendite-Immobilien? Darum dreht sich die Diskussion in dieser Episode des How To Real Estate Podcasts. 

Alleine in den letzten zwei Covid-Jahren hat man 3 Mal mehr Geld in die Märkte gepumpt, als in den vorangehenden 8 bis 10 Jahren zusammen. Das sich das schlussendlich auf die Inflation auswirken wirkt, ist logisch.

Robert PlantakCEO Crowdhouse

Die Anzeichen für eine Zinswende sind da. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass eine solche Wende trotz Ankündigung ausbleibt.

Michael MeierDirector Marketing & Communications

Hinweis: Sie können den Podcast hören (dazu bitte einfach oben klicken) oder das ganze Gespräch hier nachlesen.

Michael Meier: Guten Morgen und herzlich willkommen beim ersten und meines Wissens auch bis anhin einzigen Podcast zum Thema Rendite-Immobilien in der Schweiz. Mein Gesprächspartner Robert Plantak und ich freuen uns, Sie wieder begrüssen zu dürfen.

Robert Plantak: Hallo Micki.

Michael Meier: Mein Name ist Michael Meier. Sie hören “How to Real Estate”. Schön sind Sie dabei. Das Thema dieser Folge lautet “Die drohende Zinswende: Richtige Strategie für Rendite-Immobilien”. Das ist ein Thema, das du angestossen hast. Ist das etwas, was dich aktuell persönlich beschäftigt? Beschäftigt dies unsere Kunden aktuell oder wieso hältst du dies für ein gutes Thema?

Robert Plantak: Ja sicher, das beschäftigt mich. Es ist für uns natürlich wichtig, was sich aktuell makro-ökonomisch auf den Finanzmärkten bewegt. Vor allem im Zusammenhang mit dem Inflations-Geschehen und in welche Richtung dies gehen kann. Das liegt alles relativ nah beieinander und beeinflusst auch den Hypothekarzins durch den Leitzinssatz vom Fremdkapital. Es beschäftigt mich nicht, weil es mich besorgt, sondern es interessiert mich, was sich dort bewegt. Und ich denke, es wird insofern auch interessant für unsere Kunden und Kundinnen sein, welche in Rendite-Liegenschaften investiert haben.

Michael Meier: Ich erkläre kurz, was wir heute versuchen werden. Ich würde vorschlagen, als Erstes versuche ich kurz eine Standortbestimmung abzugeben: Wieso sprechen wir aktuell über dieses Thema – mit Blick auf die USA, den Euroraum und die Schweiz?

Als Zweites würde ich gerne nachvollziehbar erklären, weshalb Zinsen und Immobilien zusammenhängen und was genau der Mechanismus dahinter ist. Und als Drittes, was wirklich spannend ist: Wie geht man als Besitzer, als Käufer und als Verkäufer von einer Rendite-Immobilie mit dieser Situation um?

In welcher Situation sind wir grundsätzlich? Die Federal Reserve US-Notenbank hat am 26. Januar 2022 angekündigt, dass der Leitzins aktuell auf 0% bleibt. Nichtsdestotrotz hat dies hohe Wellen geschlagen. Ich zeige Ihnen kurz ein Zitat aus einer Pressekonferenz von Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank: 

“At the federal reserve, we are strongly committed to achieving the monetary policy goals that Congress has given us: maximum employment and price stability. Today, in support of these goals, the federal open market committee kept its policy interest rate near 0 and stated its expectations that an increase in this interest rate will soon be appropriate.”

Was meint er damit? Als Erstes, dass die US-Notenbank grundsätzlich zwei Ziele verfolgt: Vollbeschäftigung und Preisstabilität. Und er meinte, der Zins bleibe aktuell bei 0%, aber zukünftige Zinserhöhungen seien angezeigt und sehr wahrscheinlich. Schaut man diese Ziele an, muss man sich vor Augen halten, dass die Preisstabilität und die Vollbeschäftigung aus der Sicht von Notenbanken zwei Ziele sind, die sich gegenüberstehen. Bei der Vollbeschäftigung sind relativ tiefe Zinsen hilfreich, da tiefe Zinsen Unternehmen zum Investieren animieren und das wiederum für Arbeitsplätze sorgt. Handelt es sich allerdings um Preisstabilität, dann ist eine expansive Geldpolitik tendenziell eher ein Inflationstreiber. Man merkt dies auch, da die Inflation in den USA aktuell bei 7% liegt.

Robert Plantak: 0.5% [Leitzins] seit gestern [17. März 2022].

Michael Meier: Also relativ hoch. Bezüglich der Vollbeschäftigung befindet sich die USA momentan an einem Punkt, an dem Herr Powell findet, dass das Ziel der Vollbeschäftigung eigentlich erreicht ist. Dies ist seine Auslegung, also könne man sich dem anderen Ziel, der Preisstabilität, widmen. 

Dies ist die grundlegende Ausgangslage. Eigentlich ging man eher davon aus, dass es drei bis vier Zinsschritte gibt. Hier eine Erklärung: Auch die Federal Reserve muss das Ziel in Schritten begehen und kann dies nicht in einem Schritt durchführen. Deren neues Ziel ist, den Zins auf 1.25 bis 1.5% zu erhöhen, was sieben Zinsschritte bedeuten würde. Auf dem Markt wurde jedoch als Überraschung aufgenommen, dass es so viele Zinsschritte geben solle. So viel zur Ausgangslage in den USA. 

Betrachtet man den Euroraum, ist auch dort die Inflation um 5% gestiegen. Auch hier ist die Preisstabilität wichtig. Doch besteht andererseits das Problem, dass es sehr viele hochverschuldete Staaten (vor allem im südlichen Bereich in der EU) gibt, welche auf günstige Finanzierungsbedingungen angewiesen sind und unter Druck geraten könnten, wenn die Zinsen tatsächlich ansteigen würden. Also im Euroraum ist dies eine etwas andere Ausgangslage. 

Schauen wir uns als Nächstes die Lage in der Schweiz an: Die Inflation liegt momentan bei 1% und somit immer noch im akzeptablen Raum, ohne einen grossartigen Inflationsdruck seitens der SNB. Das andere Ziel, das die SNB verfolgt, ist die Verhinderung der Aufwertung des Frankens. Dort ist sie sehr abhängig vom Euroraum. Denn angenommen die Schweizer Nationalbank setze die Zinsen höher an als im Euroraum, so verstärke sich der “Run” auf den Franken nochmals. 

Trotz alledem geht man davon aus, dass solche Zinsschritte auch im Euroraum möglich sind. Und wenn der Euroraum den Zins erhöhe, dann gäbe dies der SNB genügend Spielraum, die Zinsen eventuell auch anzuheben. Das wäre aus meiner Sicht eine Erklärung für die aktuelle Situation. 

Meine Frage an dich: Niemand hat eine Glaskugel und weiss, ob die Zinsen steigen oder nicht. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass darüber spekuliert wird. Ich glaube, es gab noch nie so viele Aussagen über geplante Zinserhöhungen von Personen, die dort am Hebel sitzen. Man sagt, höhere Zinsen bedeuten fallende Immobilienpreise. Könntest du vielleicht kurz den Mechanismus erklären, wieso das so ist? Wieso wirkt sich dies direkt auf die Immobilienpreise aus?

Robert Plantak: Man muss das differenziert betrachten. Grundsätzlich wirkt sich die Zinssituation auf alle Vermögensklassen aus. Das sieht man, wenn man sich zum Beispiel einen Chart anschaut, auf welchem man die Zinskurve über die Entwicklung der Aktienindizes legt. Man sieht, dass sie relativ schön Hand in Hand gehen. Das heisst: In der Periode von tiefen Zinsen blähen sich die Aktienmärkte und somit auch die meisten anderen Finanzmärkte wie der Immobilienmarkt auf – vereinfacht gesagt. Der Zins ist ein manipulativer Faktor, der in den Markt, der sich durch Angebot und Nachfrage selber regulieren sollte, eingreift und alles ein wenig durcheinander bringt. Somit sind dies keine natürlichen Zyklen mehr, sondern vielmehr extern bestimmte Zyklen, insbesondere bestimmt durch die Fed. 

Das Gleiche kann man nicht über den chinesischen Markt sagen, mein “Lieblings-Bashing-Opfer”: Dort steigen die Immobilienpreise aus anderen Gründen, und zwar, weil die kommunistische Partei die Preise pusht und dies auf ihrer politischen Agenda Priorität hat. Das ist also völlig losgelöst von dem, wovon wir hier sprechen.

Der Zusammenhang mit den Zinsen besteht aus zwei Faktoren: Wenn die Zinsen tief sind, wird der Markt mit viel Geld geflutet. Dieses Geld landet zuerst bei den grossen Unternehmern und über Umwegen dann beim Konsumenten. Hinzu kommt, wie du vorhin bereits gesagt hast, die Inflation als ein mögliches Szenario. 

Auf der anderen Seite heisst günstiges Geld bzw. günstige Kredite, dass immer mehr Menschen zu günstigeren Konditionen Eigenheim erwerben können. Wenn sich die Person oder die Familie also ein Eigenheim kauft, stellt sie ein Budget zusammen und sich unter Berücksichtigung der Höhe des Einkommens und des Eigenkapitals die Frage “Was können wir uns mit unserem Einkommen leisten?”. In der Regel ist ein grosser und wichtiger Faktor, wie teuer das Fremdkapital, also die Hypothek, ist. Das heisst also, wenn es extrem attraktiv erscheint, Eigentum zu erwerben, da es günstiger ist als zur Miete zu leben, dann erhöht dies die Attraktivität und somit auch die Nachfrage. Wenn die Nachfrage steigt, erhöhen sich dadurch natürlich die Preise, weil es plötzlich viel Nachfrage auf der Verkäuferseite gibt. Somit kannst du die Preise erhöhen, was eine Aufwärtsspirale in Gang setzt.

Michael Meier: Das klingt in der Theorie zwar gut, jedoch liest man immer wieder Schlagzeilen wie ein “Eigenheim kann sich der Otto-Normalbürger nicht mehr leisten, obwohl die Finanzierungen so tief sind”. Zwei Gründe meines Erachtens: erstens einfach, weil es ein Preistreiber ist und was nützen schlussendlich tiefe Finanzierungskosten, wenn die Objekte nicht mehr erschwinglich sind. Und zweitens die Tragbarkeit der Bank: Die Banken würden dir das Geld zwar geben, aber du musst so viele Anforderungen erfüllen, dass du so einen Kredit überhaupt bekommst.

Robert Plantak: Ich sehe das nicht ganz so eng. Ich finde, wer kreditwürdig und kreditfähig ist, der bekommt auch die Hypothek, auch wenn die Preise hoch sind. Vielleicht muss man etwas mehr Eigenmittel einbringen. Natürlich wird eine 4-köpfige Familie, die insgesamt CHF 5’000 verdient, sich kein Eigenheim leisten können. Dann stelle ich mir aber die Frage, ob sie es sich wirklich leisten sollten. Ist es wirklich sinnvoll, dass sie sich so weit verschulden und ein so hohes Risiko eingehen? Deshalb muss man das rational betrachten und sich gegen einen Kauf entscheiden, solange man es sich nicht leisten kann. 

Den Traum von den eigenen vier Wänden kann man aus verschiedenen Perspektiven sehen, denn es kann etwas Gutes und Erstrebenswertes, aber auch eine Bürde oder eine Last sein. Es kann Perioden geben, in denen man deutlich weniger zahlt, als zur Miete zu wohnen. Auf der anderen Seite hat man gewisse Verpflichtungen, denn man kann nicht einfach umziehen, wenn Veränderungen bevorstehen oder wenn sich der Markt korrigiert. 

Ich sehe dies differenziert, aber im Grunde ist es so, dass es noch genügend Menschen gibt, die sich Eigentum leisten können und deshalb steigen auch die Preise. 

Bei den Rendite-Liegenschaften geht es in eine andere Richtung. Es geht nicht um die Frage “Kann ich es mir leisten?”. Momentan ist viel günstiges Geld im Umlauf, welches die Aktienkurse erhöht. Die Gewinne der Unternehmen steigen, es gibt Dividenden, der Investor bekommt mehr Geld zurück. Der Markt steigt, also investieren mehr Menschen in den Markt und sind somit in der Hype-Phase. Der Druck bei den Institutionen steigt, weil sie mehr Kapital erhalten. Dadurch müssen sie das Kapital anlegen. Einerseits hat es einen direkten Zusammenhang, ähnlich wie beim Eigenheim, wo ich als Privatperson eine Rendite-Liegenschaft erwerben will, um passives Einkommen zu generieren. Da die Zinsen aktuell tief sind, scheint der heutige Zeitpunkt dafür besonders attraktiv zu sein. In Relation zu den Preisen und Benchmarks zu anderen Investitionen kann ich diese Investition als attraktiv einschätzen. 

Auf der anderen Seite hängen alle Finanzmärkte sehr stark zusammen, das heisst, in so einer Tiefzinsperiode treibt dies alle anderen Asset-Preise in die Höhe, was wiederum das Vermögen privater oder institutioneller Investoren erhöht. Dieses Vermögen sollte dann irgendwo angelegt werden. Damit steigt die Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot, was zu einer Preiserhöhung führt.

Das Gleiche passiert auch, wenn die Zinsen sinken. Es ist nicht mehr so viel Geld im Umlauf, man denkt über eine andere Asset Allocation und darüber nach, was man alternativ mit dem Geld machen könnte. Die Attraktivität sinkt, insofern sinkt auch die Nachfrage und potenziell ebenfalls die Preise.

Michael Meier: Wenn die Zinsen steigen. Du hast gesagt, wenn die Zinsen sinken.

Robert Plantak: Korrekt.

Michael Meier: Ich meine, höhere Zinsen bedeuten schliesslich für jemanden, der das mit Fremdkapital belehnt, auch höhere Kosten. Und höhere Kosten bedeuten, dass der Spielraum, um Rendite zu generieren, kleiner wird.

Robert Plantak: Das ist klar. Aber noch zwei Sachen, die mir wichtig sind. Das stimmt, wenn du es vom Geldfluss-Aspekt anschaust. Man sagt ja immer, wenn man in Rendite-Liegenschaften investiert, dann soll man dies nicht nur über wenige Jahren tun, sondern der Horizont sollte 10 oder 20 Jahren entsprechen. Typischerweise hat man über eine Periode von 10 bis 20 Jahren 1–4 Zyklen mit hohen und tiefen Zinsen. Rein theoretisch gibt es also Zyklen, in denen man weniger Rendite erhält und mehr für das Fremdkapital zahlt sowie Zyklen, in denen es sich gegenläufig verhält. Irgendwann sollte sich das dann ausbalancieren. 

Das andere, was man sich gut überlegen sollte – und das ist eigentlich ein Tipp an die Eigenheim-Käufer: Etwas Interessantes, das ich gehört habe, ist: “Ich habe vor 10 oder 15 Jahren ein Eigenheim gekauft und kann es jetzt zu einem Rekordpreis verkaufen, weil der Markt so hoch ist.” Und daraus stellt sich mir die Frage: Wieso machst du es nicht? Die Antwort lautet häufig: “Weil es für das Geld, das ich mit meinem Eigenheim realisiere, und damit etwas Äquivalentes oder Besseres kaufen will, nichts gibt oder es noch viel teurer ist. Da muss man sich schon Gedanken machen, wie viel Spekulation man für sein eigenes Eigenheim auf sich nehmen will. 

Wenn man es theoretisch richtig machen will, geht man am besten folgendermassen vor: Du kaufst eine Liegenschaft in einem Zyklus, in welchem die Zinsen hoch sind und die Preise tief. Dann solltest du abwarten, bis ein Zyklus eintritt, in welchem die Zinsen tief sind und bis der Preis deines Eigenheims hoch ist. Nun solltest du es verkaufen, den Preis realisieren und zur Miete leben. Wenn dann der andere Zyklus wieder auftaucht, kannst du mit dem Ertrag, den du realisiert hast, etwas viel Besseres kaufen. 

Das macht niemand, da wir dabei von einer Periode zwischen 10 und 15 Jahren sprechen. Aber das ist etwas, was man sich überlegen sollte und das eigentlich gar nicht so undenkbar ist. Dann wohnst du für eine gewisse Zeit zur Miete, na und? Aber dafür konntest du 20-30% realisieren.

Michael Meier: Wir kommen zu den letzten beiden Fragen, die wir angekündigt haben. Die erste ist: Man befindet sich nun in dieser Ausgangslage, in der man vielleicht ein Mehrfamilienhaus besitzt oder eines kaufen will. Was ist nun in dieser Ausgangslage die richtige Strategie?

Robert Plantak: Also ich sage allen, die ich kenne, dass wenn sie vorhaben, Liegenschaften grundsätzlich oder auch in absehbarer Zukunft zu verkaufen, dann ist jetzt ein sehr guter Zeitpunkt. Als Immobilienhändler würde man natürlich jeden Tag sagen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, man sollte sich aber alle situativen Faktoren anschauen. Ich könnte gerne noch zum Thema Inflation ausholen und das tue ich auch kurz. 

Es gibt zwei vorherrschende Meinungen: Die eine Seite sagt, dass es sich um eine “echte Inflation” handelt, da der Markt in den vergangenen Jahren mit enorm viel Geld gespült wurde. Alleine in den letzten zwei Covid-Jahren hat man 3-4 mal mehr Geld in die Märkte gepumpt als in den vorangehenden 8 bis 10 Jahren. Dass sich das schlussendlich auf die Inflation auswirken wird, ist logisch. Wenn also so viel Geld vorhanden ist, gibt es eine enorme Übernachfrage und egal, was man heute kauft (Autos oder sonstiges), gibt es  überall Wartelisten und monatelange Lieferfristen. 

Man muss jedoch vorsichtig sein und hier kommt der zweite Teil ins Spiel: Es kommt eine spezielle Situation mit Covid dazu. Durch diese spezielle Situation gibt es Arbeitsausfälle und Schwierigkeiten mit den Lieferketten. Es bestehen Probleme bei den Frachtschiffen und politische wie auch wirtschaftliche Hindernisse mit China, allgemeine Spannungen sowie der Chip-Mangel – viele sagen, er sei künstlich erzeugt, andere sagen, er ist wirklich da. 

Es gibt noch viele weitere Faktoren, die das Angebot unnatürlich noch viel stärker verknappen als nur durch die erhöhte Nachfrage. Daher kann man geteilter Meinung sein. Ich glaube, dies ist auch die Linie der EZB, welche bis Ende des Jahres abwarten möchte bis sich die Pandemie hoffentlich gelegt hat und somit auch die künstlich hohe Inflation. In diesem Moment sieht es danach aus, dass wir uns auf eine endemische Lage zubewegen.

Michael Meier: Das ist die grosse Diskussion, die momentan zwischen den Menschen herrscht. Die einen sagen, es sei nur ein zyklischer Effekt, und die US-Fed verneine dies.

Robert Plantak: Genau. Aber das haben sie erst kürzlich gesagt. Bis zum Dezember haben sie noch fest behauptet, dass dies nicht so ist. Kurz darauf im Januar gab es ja die grosse Korrektur zum Beispiel bei den Technologie-Aktien oder Kryptowährungen. Das war ein enormer Schock. Bis Ende des Jahres hat man behauptet, nein, das sei nichts, das beruhige sich wieder. Im Januar dann plötzlich die komplette Wende: Da sagte man, nein, man müsse etwas gegen die Inflation unternehmen. Und darum bin ich zwiegespalten, ich habe das Gefühl, beides kommt in Frage und eine gewisse Zinserhöhung würde dem Markt gut tun, so dass er nicht komplett überdreht. Aber man muss vorsichtig sein, damit keine Panik ausbricht. Jetzt habe ich mich kurz verloren, was war die Ursprungsfrage?

Michael Meier: Was ist die richtige Strategie?

Robert Plantak: Die richtige Strategie. Jetzt muss man sich das mal anschauen: Es wird Zinserhöhungen geben, früher oder später im Euroraum und irgendwann auch in der Schweiz. Die langfristigen Hypotheken haben die Banken nach oben angepasst, natürlich werden sie sich auch am internationalen Markt orientieren. 

Jetzt haben wir immer noch eine gigantische Nachfrage nach Immobilien. Wir haben immer noch sehr, sehr viel Geld auf den Bilanzen. Da der Zins in den letzten zwei Jahren so tief war, haben alle Unternehmen Kapital aufgenommen und es nicht ausgegeben, auf jeden Fall nicht in grossem Ausmass. Es ist immer noch viel Geld im Umlauf und ich habe das Gefühl, der Effekt durch den Kapitalentzug vom Markt wird ein wenig nach hinten verschoben. 

Ich glaube, jetzt ist ein gutes Jahr, um sich von Häusern zu trennen, insbesondere von Häusern, die langsam ihr Lebenszyklus-Ende erreichen. Wenn man vor allem als privater Investor Liegenschaften hält, die vielleicht ein wenig älter sind, man selbst auch schon ein wenig älter ist und nicht vom Baufach kommt, kann man jetzt noch schöne Preise realisieren. Zudem ergibt es eventuell auch Sinn, das Geld beispielsweise in einem halben Jahr in eine Liegenschaft zu re-investieren – am besten zum Lebenszyklus-Anfang in einen Neubau oder ein Neubauprojekt. 

Wieso? Eine Immobilie verliert an Wert, weil sie älter wird. Jedoch gewinnt das Land an Wert. Das heisst, man verkauft eine Immobilie an ihrem Lebenszyklus-Ende und hat aber den maximalen Landpreis realisiert, also einen guten Ertrag gemacht. Man nimmt das ganze Kapital, geht zurück an den Anfang und kauft wieder eine Immobilie, die brandneu ist. Dabei hofft man, in den kommenden 20 Jahren den nächsten Superzyklus der Landpreise zu erwischen. Ausserdem hat man wieder etwas Ruhe, da man etwas Neues gekauft hat. 

Das ist eine effektive Strategie, die von unserem Investment-Komitee und Investment-Management in den letzten beiden Quartalen des Vorjahres definiert wurde und wir uns auf die Fahne geschrieben haben. Wir werden einerseits vermehrt versuchen, sanierungsbedürftige Häuser mit dem Plan einzukaufen, diese zu renovieren. Auf der anderen Seite setzen wir vermehrt auf Neubauten und Neubauprojekte im Miteigentum, einfach aus den Gründen, die ich gerade genannt habe. Diese bekommt man derzeit zu besseren Preisen als im Bestand, weil die Nachfrage nach Bestandesliegenschaften sehr, sehr hoch ist. Demnach lohnt es sich, Bestandesliegenschaften zu verkaufen. 

Wenn ich aber jetzt Neubauprojekte einkaufe, ist es für die Entwickler, vor allem durch die am Markt bestehende Angst, auch nicht mehr so einfach, Kapital aufzunehmen. Das heisst, wir können noch bessere Preise für unsere Miteigentümer realisieren, wenn wir jetzt die Häuser einkaufen. Das ist tatsächlich unsere Strategie für 2022 und die Strategie, die auch interessant sein kann für Investoren – no financial advice.

Michael Meier: Das ergibt Sinn, absolut, das kann ich nachvollziehen. Letzte Frage: Wir ziehen in Betracht, die Zinserhöhung wirkt sich sofort auf den Aktienmarkt aus. Wie attraktiv bleiben deines Erachtens Immobilien, wenn die Zinsen mal bei 0%, 1% oder auch bei 1.5% sind (aktuell sind wir bei -7.5%)?

Robert Plantak: Bis sie dann wirklich mal bei 1.5% sind – und da reden wir von sehr vielen Korrekturen – kann es mehrere Jahre, wenn nicht sogar ein ganzes Jahrzehnt dauern. Das kann ich dir nicht sagen.

Michael Meier: Und selbst 1.5% ist historisch betrachtet immer noch extrem tief.

Robert Plantak: Extrem tief. Ich sage, Immobilien bleiben sehr attraktiv, insbesondere durch die zu erwartenden Schwankungen an den Aktienmärkten. Wir haben es mehrfach erwähnt, wenn die China-Blase einmal platzt, wird sich dies nicht nur auf China auswirken, sondern eine globale Auswirkung auf die Finanzmärkte haben. Da wird es den gleichen Effekt geben wie im Jahr 2008, nämlich einen gigantischen “Run” auf Liegenschaften in der Schweiz. Also von ausserhalb der Schweiz betrachtet, da diese noch eine gewisse Stabilität bringen und darum bin ich felsenfest überzeugt, dass mindestens für die nächsten 10–15 Jahre Rendite-Liegenschaften wahnsinnig spannend bleiben. 

Michael Meier: Das wäre es von meiner Seite. Hast du noch irgendetwas zum Thema hinzuzufügen? Ich glaube, wir haben es heute wirklich kurz und bündig sehr spannend auf den Punkt gebracht. Ich bedanke mich fürs Zuhören und freue mich auf nächste Woche, auf Wiedersehen!

Robert Plantak: Danke vielmals!

Die bereitgestellten Informationen dienen Werbezwecken. Sie sind nicht als persönliche Empfehlung aufzufassen und berücksichtigen weder die Anlageziele noch die Anlagestrategien oder die finanzielle Situation oder Bedürfnisse einer bestimmten Person. Die Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer finanziellen Transaktion irgendeiner Art dar. Crowdhouse gibt keine Gewähr hinsichtlich des Inhalts und der Vollständigkeit der Informationen und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung der Informationen ergeben. Die Informationen sind nur zum Zeitpunkt ihrer Erstellung aktuell und können sich jederzeit ohne Vorankündigung ändern. Ohne schriftliche Genehmigung von Crowdhouse dürfen diese Informationen weder vervielfältigt noch an Dritte verteilt beziehungsweise weitergegeben werden. Crowdhouse erbringt keine Rechts- oder Steuerberatung.

Im Zusammenhang mit Immobilienanlagen bestehen diverse Risiken (u.a. Abhängigkeit von konjunkturellen Entwicklungen, Bewertungsrisiko, Marktrisiko bezüglich Mieterträgen, Zinsentwicklung, begrenzte Liquidität im Immobilienmarkt, Risiken im Zusammenhang mit der Erstellung, Instandsetzung- und haltung von Liegenschaften). Eine nicht abschliessende Aufzählung solcher Risiken kann unter https://crowdhouse.com/ch/de/risikohinweise abgerufen werden. Es wird empfohlen, sich vor jeder Investition in Immobilienanlagen von einem Finanz- und/oder Steuerexperten beraten zu lassen.